FORUM Gegenwind Bergstraße: Energiewende im Krisenmodus

Zu diesem Thema hatten die  Bürgerinitiativen  Gegenwind Weinheim und  Schriesheim-Hirschberg in den Zehntkeller nach Schriesheim eingeladen. Die Vertreter beider BI’s, Dieter Hannig und Karl-Heinz Weinert, konnten rund 120 Besucher begrüßen. Das kürzlich vom Bundestag verabschiedete sogenannte „Osterpaket“ sei Anlass zu dieser Veranstaltung gewesen, da die öffentliche Diskussion inzwischen immer mehr für Verwirrung sorge und die BI’s zur Aufklärung beitragen möchten. Referenten des Abends waren die Ingenieure Dr. Andreas Sindlinger, Systemarchitekt bei Jeppesen Boeing Global Service in Neu-Isenburg, und Dr. Joachim Schneider, ehemals Vorstand bei ABB Energie und u.a. Leiter des Fachverbandes „Energietechnik“ beim ZVEI.

Sindlinger, seit 2013 im Beirat der BI Weinheim, ging zunächst auf die Physik und Technik bei Wind-energieanlagen ein und erklärte den Zusammenhang zwischen Windgeschwindigkeit, Leistung und Wirkungsgrad. Aus dem „Osterpaket“ zitierte er Wirtschafts- und Energieminister Habeck, nachdem Windkraft „sicher, sauber und bezahlbar“ sei: das dürfe gern bezweifelt werden, denn sicher gehe schon deshalb nicht, weil nicht ständig der Wind weht. Die von der baden-württembergischen Landesregierung 2011 gesteckten Ausbauziele für Windenergie für das Jahr 2020 seien sämtlich verfehlt worden, und wenn nunmehr – wie vom Bund vorgesehen – 2% (für BW allerdings nur 1,8%) der Landesfläche für 1000 neue Windkraftanlagen in BW zur Verfügung gestellt werden müssten, bedeutet dieses praktisch eine Verzehnfachung der bisherigen Fläche von aktuell 0,21%. Die Landesregierung will hierfür hauptsächlich den „Staatswald“ zur Verfügung stellen, wobei auch klar ist, dass das Naturschutzgesetz zum Teil ausgehebelt werden wird. Auf unsere Region bezogen stünden die Konzentrationszonen 10 und 11 (Hirschberg/Schriesheim/Dossenheim) weiterhin im Fokus.

Schneider erklärte zu Beginn seines Vortrags einen wesentlichen Unterschied zwischen erneuerbaren und konventionellen Energien. Während bei Konventionellen Kraftwerken der Brennstoff (z.B. Kohle) „speicherbar“ sei, ist dieses bei Wind- und Solarkraftwerken nicht möglich. Das große Problem bei den „Erneuerbaren“ sei eben die Nicht-Speicherfähigkeit. Wenn im Norden Deutschlands Windstrom entstehe, der nicht gebraucht und durch fehlende Leitungen auch nicht in Bedarfsgebiete geleitet werden könne, werde dieser verklappt, wofür die Betreiber auch noch entschädigt würden. Der dringend notwendige Netzausbau sei praktisch zum Erliegen gekommen; von den vorgesehenen 12tsd. Kilometer Leitungen sind lediglich 1700 km vorhanden. Eine Möglichkeit der Speicherung bestehe durch Pumpspeicherwerke (PSW), von denen es in Deutschland allerdings nur 35 gebe; für den Speicherbedarf der Energiewende seien letztlich rund 400 PSW notwendig, was aber illusorisch sei. Das Großkraftwerk Mannheim (GKM) z.B. mit einer Leistung von 2000 MW liefere in 8000 Stunden pro Jahr rd. 16 Million MWh. Um die gleiche Energie von Windrädern mit bestenfalls à 5 MW zu erzielen, wären nicht 400, sondern – da diese bei gleicher Leistung nur ¼ der Energie erbrächten – 1600 Windräder mit einem Flächenbedarf von 12 qkm erforderlich, i.e. das 200fach des GKM.

Die Versorgungsicherheit stehe im Vordergrund. Die „gesicherte Leistung“, d.h., dass jederzeit die für den Bedarf ausreichende Menge Strom zur Verfügung stehe, sei bei Solar 0%, bei Wind bestenfalls 1% der installierten Leistung gegenüber 80% bei Konventionellen Kraftwerken. Deshalb kommt Schneider zu dem Fazit, dass „eine gesicherte Stromversorgung mit Wind und Solarenergie nur mit Backupkraftwerken möglich“ sei. Zu den Backup-Lösungen gehöre einmal, die Kernkraft (10% unseres Strombedarfs) weiter zu betreiben und die Kohlekraft, die bereits als Notnagel akzeptiert ist. Auch wenn weltweit 450 neue Kernkraftwerke – bei einem aktuellen Bestand von 440 AKWs – geplant sind, sei die Kernkraft in Deutschland „tot“; eine Wiederbelebung sei unvorstellbar, da die notwendige Infrastruktur nicht mehr bestehe. Gas aus Fracking habe in Deutschland ein Potential von 2.300 Mrd. qm und würde den Jahresbedarf für 25 Jahre decken, habe aber in Deutschland aus ideologischen Gründen keine Chance. Auch Wasserstoff, der im Grunde als Schlüsselelement der Energiewende gelte, käme selbstverständlich hierfür in Frage; dieser müsste aber importiert werden, da das Wachstum in den letzten Jahren größtenteils außerhalb Europas stattfand. Letztlich sei die nun bestehende Energiekrise Folge einer verfehlten Politik.

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