Wenn es beim neuen „Wort des Jahres“ um Emotionen geht, die mehr zählen als die Taten vergangener Zeiten – dann wäre das beim Thema „Windkraftindustrie“ voll daneben. Denn es ist inzwischen unumstritten, dass die Politik die auf der Basis des EEG begründete Windkraftindustrie ohne Rücksicht auf Verluste weiter vorantreiben und damit weitere Fakten schaffen will – und dabei die Emotionen und Befindlichkeiten der Bevölkerung, der Betroffenen völlig ignoriert. Und das gilt nicht nur für unser Baden-Württemberg, dem klassischen Schwachwind-Bundesland No. 1. Das gilt inzwischen selbst für Schleswig-Holstein, wo Schätzungen zufolge ca. 500 neue Windradbauten vorgesehen sind, obwohl die Stimmung gegen Windkraft weiter kippt. Laut einer Recherche von „Panorama“ haben sich aktuell 47% der Einwohner gegen eine weitere Ausdehnung der Windkraftindustrie in ihrem Bundesland ausgesprochen – selbst dort, wo die Windkraft durch Zulieferer und Service zahlreiche Arbeitsplätze begründet.
Und dann Bielefeld – ebenso einige 100te km von uns entfernt. Dort sorgt eine kürzlich erfolgte Ankündigung auf der Homepage der heimischen Stadtwerke auch bei uns für Aufmerksamkeit. Dort heißt es u.a.: „Erneuerbare Energien sollen bald den Hauptanteil der deutschen Energieversorgung bereitstellen. Unser Strom soll klimaverträglicher werden und uns gleichzeitig unabhängiger von knapper werdenden, fossilen Brennstoffen machen. Die Energiewende birgt aber auch Risiken. Erneuerbare Energien bieten heute noch keine so stabile Versorgung wie konventionelle Kraftwerke. Außerdem sind die Transportwege für die erzeugte Energie noch nicht ausreichend ausgebaut. Deswegen kann es dazu kommen, dass in bestimmten Regionen nicht genug Strom zur Verfügung steht. Sollte so ein Fall eintreten, muss der Übertragungsnetzbetreiber (für Bielefeld ist das die Tennet TSO GmbH) sogenannte „systemstabilisierende Maßnahmen“ ergreifen. Das kann bedeuten, dass die SWB Netz GmbH verpflichtet wird, Teile von Bielefeld vom Stromnetz abzuschalten. Aktuell bereiten sich die Stadtwerke, gemeinsam mit der Stadt Bielefeld, nach den verbindlichen Vorgaben des Energiewirtschaftsgesetzes darauf vor. Zudem werden die Sondervertragskunden der Stadtwerke über diesen Sachverhalt informiert, damit sie ihrerseits Vorkehrungen für den Fall der Fälle treffen können.“ Wieder ein Grund mehr für uns, weiterhin „hart am Wind“ zu bleiben, aber auch zu fragen: Energiewende – quo vadis?